Software produzieren wie Autos

Unter dem Motto „Industrie 4.0 – Prinzip Vernetzung“ haben sich beim Zukunftskongress Logistik, den 32. Dortmunder Gesprächen, mehr als 500 Teilnehmer über das Potenzial informiert, das sich der Logistik im Zuge der sogenannten vierten industriellen Revolution bietet.

Die Industrie 4.0 – also der flächendeckende Einzug von Informations- und Kommunikationstechnik sowie deren Vernetzung zu einem Internet der Dinge, Dienste und Daten, das eine Echtzeitfähigkeit der Produktion ermöglicht – könnte auch logistische Prozesse in der Zukunft radikal verändern. „Industrie 4.0 zählt zu den Wachstumsquellen von morgen“, sagte Dr. Christian Jacobi, Vorsitzender der Geschäftsführung der EffizienzCluster Management GmbH, neben dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML der Veranstalter des Zukunftskongresses. „Kaum eine andere Branche hat das Prinzip Vernetzung bereits heute so verinnerlicht wie die Logistik.“ Die Forschung zur Industrie 4.0 laufe auf Hochtouren und für Logistikunternehmen werde es immer wichtiger, sich an Forschungsprojekten zu beteiligen, um intelligente Technologien zur Reife zu bringen. Denn Forschung und Innovationen seien der Schlüssel für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der Logistik in Deutschland.

„Bei den sogenannten Embedded Systems, also den in Maschinen eingebetteten Systemen, haben deutsche Hersteller heute einen echten Wettbewerbsvorteil“, erklärte Christian Till Roga, Leiter Digital Division bei T-Systems. „Und weil im Internet-Zeitalter der Schnelle gegen den Langsamen gewinnt, ist die Logistik zum entscheidenden Erfolgsfaktor geworden, damit deutsche Hersteller auch in Zukunft schnell bleiben können.“ Die richtigen Daten seien der Treibstoff der Digitalisierung – wenn sie entsprechend genutzt werden. Dies gelinge allerdings nur, wenn alle Beteiligten noch intensiver zusammenarbeiten, sich noch besser vernetzen. T-Systems sei jedenfalls dazu bereit.

Dass zu diesem höheren Grad der Vernetzung zunehmend auch der finanzielle Teil der Lieferkette, das sogenannte Financial Supply Chain Management, gehört, darüber waren sich die Experten in Dortmund einig. „Die durch Industrie 4.0 getriebenen Entwicklungen wirken sich immer stärker auf das Financial SCM aus“, sagte etwa Prof. Michael Henke, seit rund einem Jahr neuer Institutsleiter am IML mit den Schwerpunkt Unternehmenslogistik, Einkauf und Finanzen. „Denn nur wenn Waren- und Finanzströme in einem ganzheitlichen Ansatz intelligent miteinander verknüpft werden können, werden wandlungsfähige Supply Chains entstehen.“ Diese seien absolute Voraussetzung für das erfolgreiche Management der aus der Industrie 4.0 entstehenden neuen logistischen Anforderungen.

Software-Innovationszentrum und DB Schenker Enterprise Lab angekündigt

Auch wurden in Dortmund in diesem Jahr zwei Neugründungen angekündigt. Zum Einen die Gründung des „Fraunhofer-Innovationszentrums für Logistik und IT (FILIT)“, mit dem die beiden Fraunhofer-Institute für Materialfluss und Logistik IML und das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST den Fokus noch stärker auf den Bereich Softwareentwicklung für die Logistik legen wollen. Die Logistik soll dabei zum Treiber der Software-Entwicklung werden. „Statt mit den Systemen zu leben, die die Software-Industrie uns anbietet, muss die Logistik zu der führenden Instanz in der Software-Produktion werden“, sagte hierzu Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML.

Zum Anderen haben die DB Mobility Logistics AG und das Fraunhofer IML das „DB Schenker Enterprise Lab für Logistik und Digitalisierung“ offiziell auf den Weg gebracht. Es ist das dritte Lab dieser Art, nach den beiden ersten der Firmen Würth beziehungsweise Sick. Im Rahmen des Zukunftskongresses haben Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender der Schenker Deutschland AG und ten Hompel ein entsprechendes „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet. Die Arbeit im Lab soll sich rund um Themen wie das Internet der Dinge und Dienste, Industrie 4.0, Big Data, Cloud Computing und den Wechsel vom Prozess zum Service drehen – mit festem wissenschaftlichen Personal und eigenen Räumlichkeiten.

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